Krankheit und ärztliches Handeln standen in biblischer Zeit immer unter dem Vorzeichen des Wortes: Ich bin der Herr, dein A. (2.Mo 15,26). Ahasja, der das heidnische Orakel nach dem Ausgang seiner Krankheit befragte (2.Kö l, 6), und Asa, der „auch in seiner Krankheit den Herrn nicht suchte, sondern die Ärzte" (2.Chron 16, 12), starben. Dagegen gehörten zum Wirken der Propheten und Jesu und seiner Jünger untrennbar auch Krankenheilung und Totenauferweckung. Eine eigenständige Medizin haben die Israeliten nicht entwickelt. Die Überzeugung, daß ein Leichnam nicht angerührt werden dürfe, schloß eine Sektion aus. So konnte man nichts Genaues über die Anatomie des menschlichen Körpers erfahren. Die Ärzte, die Jakob einbalsamierten, waren Ägypter (1.Mo 50, 2). Einmal ist im Gesetz vom Bezahlen des A. die Rede (2.Mo 21, 19). Hiob vertraute Gott mehr als den „Pfuschärzten", wie er seine Freunde nannte (Hi 13, 14). Jesaja prophezeite, daß dem hoffnungslos daniederliegenden Israel keiner mehr „Wundarzt" sein wollte (Jes 3, 7) und Jeremia findet keinen A., der die Wunden des Volkes heilen wollte (Jer 8, 22). Mit der griechischen Kultur kam auch die griechische Medizin nach Palästina, wir hören von vielen Ärzten (Mk 5, 26; Lk 8, 43). Jesus führt das Sprichwort an vom A., der sich selber helfen soll (Lk 4, 23). Obgleich in der Bibel von manchen Krankheiten berichtet wird, sind doch Angaben über Heilmittel nur spärlich. Wunden wurden ausgedrückt und verbunden (Jes l, 6; 30, 26), Öl diente zum Lindern und Erweichen, Wein zur Desinfektion (Lk 10, 34). Dazu kam die Behandlung mit Salben oder Balsam (Jer 8, 22; 46, 11; 51, 8). Beim Knochenbruch wird vom Verband aus Binden gesprochen (Hes 30, 21), der wohl um den geschienten Arm angelegt wurde. Bei den Ausgrabungen in Lachisch fand man unter den Schädeln auch „Trepanationen", also Fälle, bei denen durch Wegnahme eines Teils der Schädeldecke der Druck auf das darunterliegende Gehirn gemildert worden war. Pflanzliche Heilmittel sind Pflaster aus Feigen bei Geschwüren (Jes 38, 21) und Blätter. Wein wurde als Stärkungsmittel für den Magen gebraucht (l .Tim 5, 23), mit Myrrhe vermischt diente er als Betäubungstrank (Mk 15, 23). Im Gleichnis Mt 9, 12 nennt Jesus sich selber Arzt. Er ist es in einer eigentümlichen Bezogenheit zum Kranken: „Durch seine Wunden sind wir geheilt worden" (Jes 53, 5).